Fleischglück-Podcast #26 mit Christoph Grabowski: Ein Fleisch-Influencer im Portrait
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Christoph Grabowksi gehört zu den schillerndsten Köpfen der deutschen Fleischszene. Auf dem Papier ist er Metzgermeister und Fleischsommelier, in den Köpfen von Fleischfans deutschlandweit ist er der „Fleischflüsterer“, der sein Wissen teilt so oft es nur geht. Christoph Grabowski scheint omnipräsent auf Facebook, Instagram uind vor allem auf Fleisch-Events in allen Teilen der Republik – so darf man ihn getrost als Prototypen des Fleisch-Influencers bezeichnen, weil er so viele Menschen erreicht und positiv beeinflusst, wie kaum ein anderer in der Szene. Wir haben ihn zu einem sehr persönlichen Gespräch getroffen. Im Podcast erzählt Christoph aus seiner Lebensgeschichte, aus seinem beruflichen Alltag und schildert seine Sicht auf den gegenwärtigen Zustand des Fleischmarkts.
Der ganze Podcast im Video
Shownotes
Christophs Facebook-Seite „Leidenschaft-Fleisch“
Christophs Arbeitgeber Niggemann Food
Artikel in der Welt über Christophs Arbeit
Spotify und iTunes
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Der Podcast zum Reinlesen
Auszug der ersten 15 Minuten Podcast mit Christoph Grabowski
Fleischglück: Wer sich schon mal mit dem Thema Fleisch näher beschäftigt hat, der kennt dich. Ich vermute mal ein Großteil unserer Podcast-Hörer kennen dich wahrscheinlich oder haben schon mal deinen Namen gehört und für die anderen versuche ich mal zu beschreiben, wer du bist, was du machst – einfach mal aus meiner Sicht. Du kannst dich danach gerne dazu äußern. Ich weiß, du bist ein bescheidener Typ, aber wir versuchen mal, deine Person so ein bisschen zu greifen. Der Christoph ist das, was man in der klassischen Medienwelt als Influencer bezeichnen würde. Eine Person, die sich ein Stück weit als Marke aufgebaut hat. Jemand, der erfolgreich eine Facebook – Seite betreibt, Leidenschaft Fleisch heißt das ganze, auf der Experten diskutieren sich austauschen. Da passiert wahnsinnig viel Interaktion, man sieht ihn quasi auf jedem Event gefühlt, man liest viele Kommentare auf Facebook, du bist quasi omnipräsent. Man kommt nicht an dir vorbei bei, Thema Fleisch. Beruflich bist du bei Niggemann Food Abteilungsleiter Fleisch. alles korrekt so weit?
Christoph Grabowski: Ja, bis jetzt alles korrekt.
Fleischglück: Die Frage, die sich glaube ich ganz viele stellen: Wie bringst du all diese Dinge unter einen Hut, wie schaffst du es überall gleichzeitig zu sein?
Christoph Grabowski: Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht oder meinen Beruf zum Hobby. Ich empfinde das gar nicht so wie der ein oder andere es wahrnimmt, ich lebe mein Hobby eben auch am Wochenende indem ich eben auch viele Veranstaltungen, die mich interessieren, besuche und tagsüber habe ich natürlich beruflich Termine, die das natürlich dann auch involviert.So entsteht wahrscheinlich dieses Gefühl.
Fleischglück: Wenn ich morgens auf Facebook gehe, habe ich direkt ein Bild mit Spruch von dir parat. Postest du dort jeden Tag? Wann stehst denn du denn auf dass ich da um um sechs Uhr morgens schon Bilder in meiner Timeline habe von dir?
Christoph Grabowksi: Seit 40 Jahren sammle ich diese Sprüche für mich, das ist für mich eine Art Morgenmotivation Um 5:50 Uhr stehe ich auf – ohne Wecker – und dann suche ich mir einen Spruch aus, der genau zu mir passt oder wo ich das Gefühl habe, dass der zu meinem Tag passt und hoffe, dass der ein oder andere das genauso sieht. Und es freut mich auch, dass das für den ein oder anderen ein positiver Sonnenstrahl im Tag ist.
Fleischglück: Christoph, gestern auf Facebook dein Spruch: „Du kannst keine neue Seite aus dem Buch deines Lebens rausreißen, aber du kannst ein neues Kapitel beginnen.“ Das ist ein Spruch von dem ich glaube, der passt ganz gut auf dich auf dein ganzes Leben auf die letzten Jahre. Gab es denn einen Moment, wo du sagst: Da habe ich ein neues Kapitel begonnen.
Christoph Grabowski: Da gibt’s in meinem Leben bestimmt mehrere. Der wichtigste Punkt ist natürlich die Geburt meines Sohnes, logischerweise und viele viele andere Facetten, die in meinem Leben passiert sind, die ich aber immer im Positiven bewerte. Auch wenn es der Tod meiner Mutter ist, den habe ich positiv begleitet und ich war im Endeffekt dankbar, dass sie die Zeit ihrer Krankheit beendet hat – mein Kopf schaltet dann sofort aus. „Es ist wie es ist.“ Das hört man und sieht man ab und zu mal von mir, dann akzeptiere ich es in der Form, wie ich es immer im Leben annehme.. Ich bin kein negativ denkender Mensch, sondern sehr positiv und so kommt das eben zustande. Das heißt jetzt nicht, dass ich jeden Tag wie ein Harlekin oder wie ein Clown in die Luft springen, sondern ich akzeptiere das Leben und versuche aus den Punkten, die auch manchmal sehr schwierig sind, Lösung zu suchen. Ich bin sehr lösungsorientiert.
Fleischglück: „Das Leben ist schön“ ist ein weiterer Spruch, der dir zugeschrieben wird, den du oft verwendest, warum ist dir dieser Satz so wichtig?
Christoph Grabowski: Ich sage oft „das Leben ist schön. „Von einfach war nie die Rede“ diesen zweiten Teil, den nehme ich nicht, weil es ist schön. Ich war in meinem Leben oft auf Fernreisen und die beste Begegnung war in Nepal, da habe ich ein kleines Kind gesehen und Nepal ist eines der ärmsten Länder und ich bringe dann so Nimm Zwei Bonbons mit und die Freude dieser Kinder und die Art wie die sich freuen zeigt immer wieder, wie gut es im Endeffekt unserer Gesellschaft geht, ohne dass ich da jetzt eine politische Sachfrage daraus mache – ich freue mich einfach. Man nehme nur das Thema Wasser, ich mache morgens Wasser an, ob kalt oder warm ich kann es trinken, ich gehe an den Kleiderschrank, ich kann mir aussuchen, was ich anziehe. Ich glaube schon, dass wir uns manchmal nicht bewusst sind, in was für einem Wohlstand wir leben was für ein Leben wir leben und ich akzeptiere es und nehme es auch an.
Fleischglück: Du wirkst gelassen und entspannt, konntest du schon immer so befreit „das Leben ist schön“ sagen wie du das heute sagen kannst?
Christoph Grabowski: Ich war früher ungeduldiger als heute und das hat wahrscheinlich was mit der Altersreife zu tun. Ich wollte – wenn ich was mache – 100% abliefern und nicht halbe Sachen und da war der Ärger manchmal größer als die Toleranz, die ich dann manchen Dingen entgegen gebracht habe. Ja, das hat sich aber meiner Meinung nach, wie ich es höre, geändert. Ich bin etwas gelassener und entspannter geworden. Es ist aber nicht so, dass ich mein Ziel nicht weiter verfolge. Nur sehe ich vieles nicht mehr so verkrampft, sondern ich gehe manchmal einen Schritt eher zurück, damit ich danach zwei Meter nach vorne gehen kann.
Fleischglück: Um nochmal zurückzukommen auf diesen Satz eben, du kannst keine Seite aus dem Buch deines Lebens rausreißen, aber du kannst ein neues Kapitel beginnen: Beruflich gesehen passt es auch ganz gut oder?
Christoph Grabowksi: Ja, wenn ich meinen Beruf sehe – ich habe sehr sehr viele Stellen gewechselt, weil ich was lernen wollte und ich war natürlich auch selbstständig und in der Selbständigkeit habe ich sehr sehr viel Lehrgeld bezahlen dürfen – im Positiven wie im Negativen. Ich habe riesigen Respekt vor jedem Handwerker, der selbstständig ist. Ich kann alles nachvollziehen auch die schwierigen Zeiten, aber auch die positiven Seiten und natürlich ist jetzt der neue Beruf – wahrscheinlich geht’s dir darum, dass die Firma Niggemann mich dann auch als Abteilungsleiter wollte, natürlich auch etwas ganz besonders, weil diese Firma nicht irgendeine Firma ist, sondern mir eine Möglichkeit gibt, meinen Beruf noch weiter zu vertiefen und weiter in diesem Beruf zu arbeiten.
Fleischglück: Für all jene, die deinen Lebenslauf noch gar nicht kennen, kannst du noch mal zusammenfassen oder noch ein paar Jahre zurückgehen, wo kommst du her?
Du bist Fleischermeister und wie hat sich das entwickelt? Einfach noch mal so eine kleine Zusammenfassung?
Christoph Grabowski: Ja, ich bin ein typisches Bergarbeiterkind, ich habe fünf Geschwister, meine Mutter war Hausfrau. Ich weiß also auch wie man eine Erbsensuppe mit einer Pfote macht. Heute ist das eine Delikatesse früher hat man das gemacht, weil du mit dem Geld auskommen musstest. Mein Vater wollte nicht, dass ich Bergmann werde – ich auch nicht. Ich wusste von vorneherein, dass ich einen Lebensmittelberuf machen will – ob ich Bäcker, Koch oder Metzger werde. Der Bäcker muss zu früh aufstehen, beim Koch wusste ich, dass ich Weihnachten und Neujahr nicht da bin und der Metzger blieb übrig. Vom ersten Tag an hat mich dieser Beruf fasziniert, weil ich einen sehr sehr guten Lehrmeister hatte, der die Philosophie, die ich heute trage, schon 1981 hatte. Ich war dann auch recht zügig bei der Bundeswehr, man wollte mich als Wachsoldat haben, aber ich habe mich energisch gewehrt, ich hab 15 Monate Wehrdienst gemacht. Du konntest die Küchenzeit auf die Zeit beim Meister anrechnen lassen. Heute kannst du von der Lehre sofort den Meister machen, früher mussten wir drei Jahre warten. Ich bin 1988 Meister geworden, das war sehr erfahrungsreich, weil ich das Geld selber heransparen musste und es war eine Hürde, weil ich am Anfang nicht das Selbstbewusstsein hatte, das so zu schaffen und wer den Alfred Heine kannte, der hat dann in der Anfangszeit gesagt, als Test: „Christoph, bleib am besten zu Hause und komm beim nächsten mal wieder“ und dann hat mich der Ehrgeiz schon gefressen. Dann hat sich eben die Meisterzeit in der Form entwickelt und jetzt freue ich mich endlich auch mein Wissen dem Handwerk weiterzugeben, indem ich dem Handwerk diene.
Fleischglück: Was war das für eine Zeit damals, als du selbst im Metzgerhandwerk warst, aktiv als Metzgermeister? Da gab es noch keine Kobe. Da gab es kein Dry Aged Beef, kein Flat Iron, diese ganzen Dinge, die heute so hyperventiliert werden. Was hat damals einen richtig guten Metzger ausgemacht?
Christoph Grabowski: Das schöne ist: 1980 kannten wir die Cuts noch nicht in der amerikanischen Sprache. Das, was wir heute alles auf amerikanischer Seite haben, haben wir alles schon gemacht und wir haben unsere Rinder selbst ausgesucht. Das, was ich heute weitergebe, gab es alles damals schon. Ich bin überzeugt, dass wir viele tolle Handwerksmetzger haben, die schon viele Jahrzehnte so arbeiten. Nur heute heißt es eben dann Flanksteak, Kobe usw. Ich bin überzeugt, dass es viele viele in unserem Beruf gab, die schon von vornherein auf Fleischrassen gesetzt haben, die bei ihrem Landwirt die Tiere geholt haben. Heute kommt es in den Fokus, weil wir weniger Metzgereien haben. Jeden Tag stirbt eine Metzgerei durch die Kosten und die Konkurrenz des Supermarkts und der Discounter. Aber auch, weil eben viele Fleischer früher Nahversorger waren. Heute ist der Metzger für mich kein Nahversorger mehr. Für mich wird er Kulturgut. Für mich ist er Spezialist und deswegen – um nochmal auf die Frage zurück zu kommen: Ich freue mich, dass wir endlich das Tier ganz verwerten. Aber das war früher schon so. Ich habe das Schlachten gelernt, ich habe gelernt, wie man den Pansen verarbeitet, wie man mit den Pfoten umgeht. Das ist alles nicht neu, sondern eine Wiederbelebung von dem, was der Metzger früher schon gemacht hat.
Ein absulut hörenswerter Podcast!
Macht weiter so, ich freue mich auf viele neue spannende Folgen.
Hey Walter, danke Dir! Wir sind schon an den nächsten Folgen dran!
Wieder ein sehr gelungener Podcast!
Danke! Freut uns sehr!
Viele wahre Worte die nicht immer bequem sind.