Das Pinzgauer Rind – ein Rasseportrait
Hinter der autochthonen Rinderrasse stehen Jahrhunderte lange Zuchtarbeit und Tradition. Inzwischen zählt das Pinzgauer Rind als erhaltungswürdiges Kulturgut der Region. Ihren Namen verdankt die Rasse dem gleichnamigen Salzburger Bezirk Pinzgau. Der Ursprung führt zurück in die nördlichen und südlichen Kalkalpen, sowie das Gebiet rund um die Hohen Tauern. Dort wurden sie im Jahr 1846 erstmals als eigene Rinderrasse beschrieben. Die gebräuchlichen Herkunftsbezeichnungen waren damals Pinzgauer Fasel oder Pinzgauer Schlag.
Wodurch zeichnet sich das Pinzgauer Rind aus?
Die Pinzgauer Rinder gelten weltweit als äußerst robuste und widerstandfähige Fleischlieferanten. Die exzellente Qualität spiegelt sich in einer dezenten Marmorierung und einem tiefen, intensiven Aroma wieder. Durch ihre hohe Anpassungsfähigkeit sind sie inzwischen in den verschiedensten Ländern unter unterschiedlichsten Umweltbedingungen verbreitet. Die Weltrasse findet sich in 25 Staaten, verteilt auf vier Kontinente. Man unterscheidet zunächst zwischen drei Varianten:
- Pinzgauer Rind (satte kastanienbraune Grundfarbe)
- Jochberger Hummeln (genetisch hornlos & vorwiegend in der Mutterkuhhaltung vertreten)
- Schwarze Pinzgauer (Glückskühe)
Alle drei haben die rassentypische Weißzeichnung gemeinsam. Die charakteristische Farbzeichnung an Rücken, Bauch sowie an den Vorderbeinen und Unterschenkeln (die weißen Binden werden im Volksmund auch Flatschen genannt) ist das Markenzeichen der Tiere. Die behornten Exemplare erkennt man an den wachsgelben und deutlich geschwungenen Hörnern mit schwarzer Spitze.
Der Charakter der Pinzgauer Rinder
Individuell und mit einem einzigartigem Charme zeigen sich die Tiere in der Zucht:
- widerstands- und anpassungsfähig
- robust
- fruchtbar
- vital
- ruhiges und gutmütiges Temperament
- langlebig
- ausgezeichnete Mutterkühe
- weidetauglich
Weitere Eigenschaften:
- gute Milchleistung
- hohe Schlachtqualität
- gute Fleischleistung
- zuverlässige Zuchttiereigenschaften
Fleisch vom Pinzgauer Rind kaufen
Das Fleisch der Pinzgauer Rinder ist schwer zu finden – wir können euch aber eine kleine Zahl an Cuts auf unserem Marktplatz anbieten. Nicht ärgern, wenn die schnell vergriffen sind – es gibt nicht mehr viele dieser besonderen Rinder. Hier geht’s direkt zu den Produkten:
Die Stärken der alten Alpenrasse
Die Doppelnutzungsrasse ist aufgrund ihrer genetischen Varianz sowohl in der Milchproduktion als auch Fleischerzeugung äußerst leistungsstark. Einen großen Erfolg erzielen sie auch in der Mutterkuhhaltung. Besonders die Kombination aus schnell wachsenden Kälbern und Mutterkühen mit guter Milchleistung führen hier zu hohen Zunahmen. Als reines Fleischvieh haben sie sich jedoch aufgrund ihrer kleinrahmigen Struktur nie im großen Stil durchsetzen können.
Die Pinzgauer auf der roten Liste
Leider ist die Population in Deutschland zum Teil stark mit dem Red-Holstein verkreuzt worden. Die Folge – es gibt nur noch wenige reinrassige Tiere. Weshalb die Pinzgauer Rinder immer noch auf der roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen geführt werden. Weltweit gab es laut Stand von 2018 noch rund 1,3 Millionen Tiere. Einer der wenigen Höfe die zum Erhalt der alten Rinderrasse beitragen, ist der Betrieb von Martin Zeberl in Offenhausen. Gemeinsam mit dem Metzgermeister Dirk Freyberger trägt er zur Weiterentwicklung des Projekts rund um die Pinzgauer Rinder im Frankenland bei. Mehr Infos zum Erzeuger und der Aufzucht vor Ort warten auf unserer Erzeugerseite.
Ziele bei der Zucht
Der Anspruch zielt auf ein leistungsbetontes, klein – mittelrahmiges Zweinutzungsrind in Weidehaltung ab. Die bisher herausragende Fleischqualität soll unbedingt erhalten werden. Durch ihren stark ausgeprägten Herdentrieb und den intensiven Mutterinstinkt, nimmt auch der Einsatz in der Muttertierhaltung weiter zu.
Einige durch extreme Bedingungen in der ursprünglichen Haltungsform im österreichischen Zuchtgebiet entstandenen besondere Eigenschaften sollen ebenfalls bei der weiterführenden Zucht erhalten werden:
- kräftiges Beinwerk
- harte Klauen
- Genügsamkeit beim Futter
- starke Unempfindlichkeit gegen UV-Strahlung und Augenkrankheiten
Veraltetes Vorurteil gegenüber hornlosen Rassen
Noch im 19. Jahrhundert wurden die Pinzgauer Rinder sogar bevorzugt als Dreinutzungsrinder gehalten. Neben ihrer nachhaltigen Milch- und Fleischleistung waren sie begehrte Zugtiere. Wegen ihrer Robustheit und starken Zugkraft wurden sie überall in der Landwirtschaft eingesetzt. Besonders in Brauereien und beim Zuckerrübenanbau traten sie häufig in Aktion.
Ein Nachteil dieses Einsatzgebietes – der genetisch hornlose Schlag galt zu dieser Zeit als verkrüppelt und minderwertig. Die Tiere waren für den landwirtschaftlichen Einsatz unbrauchbar, da das Anbringen eines Stirnjochs durch die fehlenden Hörner nicht möglich war.
Inzwischen werden die Tiere nicht mehr vor Karren gespannt und man hat sogar Vorteile in den hornlosen Varianten erkannt. Denn durch die geringere Verletzungsgefahr innerhalb der Herde, erfreuen sich die Jochberger Hummeln inzwischen wieder größerer Beliebtheit.
Autorin – Isabella Wenzel