Das Zebu im Portrait: Buckliges Tropenrind als Landschaftspfleger
Die Zwergzebus aus der Familie der Buckelrinder gehören einer alten indischen Hausrindrasse an. Ihr Ursprung lässt sich nach Sri Lanka, dem früheren Ceylon und in den südlichen Kaukasus zurückverfolgen. Zu ihrem Namen kam die ungewöhnliche Rasse durch den markanten Zeba (tibetanisch = Buckel) auf der Rückenpartie. Die deutsche Zuchtbasis stammt aus den zoologischen Gärten der 70er Jahre. Das erste Zuchtstammbuch über die Wildrinderrasse wurde erst offiziell 1992 eingerichtet.
Was sind die Besonderheiten des Zebu?
Durch ihre zierliche Größe zählen Zebus zu den Leichtgewichten unter den Rindern, denn die Tiere gehören zu einer der kleinsten Rinderrassen der Welt. Ihr Markenzeichen – der auffällige Brustbuckel – ist bei den Männchen deutlich stärker ausgeprägt als bei den weiblichen Tieren. Er besteht aus Muskelgewebe und ist durchzogen von Fett und Bindegewebe. Durch den zierlichen Knochenbau wirken die ausdrucksstarken Köpfe sehr klein und schmal. Ebenfalls prägnant sind die waagerecht abstehenden Ohren und die zarte Stirnpartie.
Unter den Zebu-Rindern gibt es die verschiedensten Farbschläge – die dominantesten Fellfarben sind schwarz, braun und weiß. Häufig zu sehen sind gescheckte Tiere mit einer ausgeprägten Sprenkelung auf der Grundfarbe. Bei einfarbigen Zebus ist der Brustbuckel in der Regel dunkler gefärbt, während die Partien um Augen, Maul und Bauch heller erscheinen.
Der Buckel & der Buckelschinken
Das charakeristische Merkmal der Zeburinder ist – wie schon erwähnt – ihr Buckel. Der hat aus Sicht der Evolutionsbiologie keine spezielle Funktion. Einige Züchter – darunter Nils-Peter Czaja – veredeln diesen Buckel zu einem einzigartigen Schinken. Czaja hat bei diesem Projekt mit Reife-Experte und Fleischsommelier Ronny Paulusch zusammen getan. Entstanden ist ein Buckelschinken der Extraklasse, der durch ein tiefes Reifearoma und einen unglaublichen Schmelz besticht. Im Buckel reichert sich sehr viel Bindegewebe und viel Fett an. Diese Verbindung sorgt für ideale Ausgangsbedingungen für eine exklusive Delikatesse, die man nur auf dem Fleischglück Marktplatz kaufen kann.
Der Charakter der Zebu-Rinder
Die markantesten Merkmale der Tiere in einem kurzen Steckbrief zusammen gefasst:
- vollblütig
- sehr genügsam
- Urinstinkt zum großen Teil erhalten
- starker Orientierungssinn
- robust bei hohen Temperaturen
- ausgesprochen langlebig
- ausgeprägtes Immunsystem
- stark wahrnehmbarer Herdenverband
- selbstständige Muttereigenschaften
Eine bezeichnende Eigenart der Zebus ist ihr ruhiges und genügsames Wesen. Selbst bei karger Weide finden sie noch Nahrung in Form von überständigem Gras, Dornbüschen oder Disteln. Die Wildrinder lieben Bewegungsfreiheit und bleiben dabei stets ihrem Standort treu.
Vor- und Nachteile bei der Zucht von Zebus in Deutschland
Eine der wohl ungewöhnlichsten Rinderherden Deutschlands findet sich in Zossen, in der Nähe von Berlin bei Nils Peter Czaja. Er gehört zum Verband der deutschen Zwergzebu Züchter und Halter. Sein wichtigster Ansatz aus Zuchtsicht ist die emotionale Tiergesundheit. Die Tiere bleiben im Familienverband aus Muttertieren, Kälbern und Bullen zusammen. Das wirkt sich nach Aussagen Czajas positiv auf die Gesundheit und auch auf die Fleischqualität der Rinder aus. Die Zebukühe benötigen keine menschliche Unterstützung beim Kalben und erreichen eine beachtliche Lebensleistung. Eine Mutterkuh kann bis zu 20 Jahre alt werden und in dieser Zeit rund 15 Kälber zur Welt bringen.
Neben ihrem Einsatz bei der Fleischgewinnung zeichnen sich die charaktervollen Tiere besonders in der Landschaftspflege aus. Da sie karge Weideflächen gewohnt sind, wählen Zebus ihr Futter wenig anspruchsvoll. Sie begnügen sich im Sommer mit allem, was gerade auf der Weide wächst und kommen auch ausschließlich mit Heu über den Winter. Durch ihr geringes Körpergewicht und die ausgeprägte Trittsicherheit, verursachen die Zebu-Rinder kaum Bodenschäden. Die sozialen Wildrinder verlassen nur selten die Herde und grasen immer gemeinsam. Werden sie lang genug auf einer Weidefläche gehalten, entfällt das Mähen komplett.
Da Zebus eher an ein subtropisches Klima gewohnt sind, können die vergleichsweise harten europäischen Winter den reinrassigen Tieren zu schaffen machen. Deshalb können sie bei extremer Witterung in den kalten Monaten nicht auf der Weide gehalten werden. Spezielle Einkreuzungen mit heimischen Rinderrassen können dem entgegenwirken. Davon abgesehen haben Zebus keine klimatischen Anpassungsschwierigkeiten.
Zuchtziele beim Zebu
Gewünscht wird ein kleinrahmiges, leichtes Rind mit Fokus auf Fleischgewinnung, Landschaftspflege und die Haltung als Haustier. Auch die Ausprägung zum problemlosen und leichten Abkalben, sowie die gute Mutterbindung sollen erhalten bleiben. Besonders charakteristische Merkmale sind erwünscht:
- stark ausgebildete Wamme und Buckel
- symmetrische Hornstellung
- leichter und ausdrucksvoller Kopf
- gute Reproduktionseigenschaften
- bevorzugte Haltung an extensiven Standorten
Zebufleisch – eine Delikatesse?
Zebus bringen nicht von Natur aus herausragend Fleischeigenschaften mit – die Ausbeute ist allein durch den kleinrahmigen Bau begrezt. Mit hohem Zuchtaufwand, langsamem Wachstum, hohem Alter und der richtigen Zufütterung vor der Schlachtung kann Zebufleisch zur Delikatesse werden. Es zeichnet sich dann durch überraschend hohe Zartheit und ein leicht ausgeprägtes Wildaroma aus. Der nussige Geschmack, der vor allem durch eine Trockenreifung von über vier Wochen entsteht und der die kleinen Fleischfasern, machen es zu einem einzigartigen Fleischprodukt.
Autorin – Isabella Wenzel
[…] bereits bei verschiedenen Kreuzungen im Einsatz. Darunter eine äußerst spannende mit dem Zebu (zum Rasseportrait des Tropenrindes) – der Vertreter aus beiden Rassen ist auch als Braham […]
[…] Die Piemonteser Rinder gehören der Gattung der Hausrinder an und sind eine Kreuzung aus Auerochsen und Zebu. Ihr Stammbaum führt zurück bis in die Steinzeit – was sie zu einer der ältesten Rinderrassen unserer Geschichte macht. Doch die Vermischung beider Rassen war eher ein glücklicher Zufall. Denn die Piemonteser Ochsen lebten durch die geografische Beschaffenheit der bergigen Region sehr abgeschottet. Jedoch schaffte es eine zugewanderte Herde Zebus aus dem pakistanischen Raum in die Gegend und es kam zur Paarung. Ein detailliertes Rassenportrait zum Zebu findet ihr zur Ergänzung hier. […]